Bandscheibenvorfall bei Tennisspielern – Spiel, Satz … Pause?
- Dr. Philipp Becker
- vor 2 Tagen
- 4 Min. Lesezeit

1. ÖsterreicherInnen lieben Tennis
Tennis zählt in Österreich zu den beliebtesten Hobbysportarten. Ob auf Sandplatz im Sommer oder in der Halle im Winter – Tausende Österreicherinnen und Österreicher greifen regelmäßig zum Schläger. Was viele dabei unterschätzen: Die schnellen Drehungen, einseitigen Bewegungsabläufe und kräftigen Aufschläge belasten die Wirbelsäule erheblich – vor allem den unteren Rücken. Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule ist auch bei TennisspielerInnen keine Seltenheit. Rund 80.000 Menschen pro Jahr sind in Österreich betroffen – am häufigsten zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr. Männer und sportlich aktive Menschen gehören auch dazu. Aber: Ein Bandscheibenvorfall bedeutet nicht das Aus für den Tennissport – aber es gibt einige Punkte zu beachten.

2. Wann kann ich nach einem Bandscheibenvorfall wieder mit Tennis beginnen?
Der Wiedereinstieg ins Training hängt stark vom Schweregrad des Vorfalls, der Therapieform (konservativ oder operativ) und dem individuellen Heilungsverlauf ab. Die ärztliche Beurteilung von Symptomatik und MR-Bildern ist Grundvoraussetzung für einen Behandlungserfolg. Wichtig ist eine strukturierte Rehabilitation in mehreren Phasen. Es ist notwendig darauf hinzuweisen, dass dieser strukturierte Plan für Hobbyspieler und nicht für Profisspieler gilt.
🔄 Die 4 Reha-Phasen:
Phase 1 – Akutphase (Woche 1–4):
Schonung, schmerzadaptierte Bewegung, sanfte Mobilisation. Kein Tennis. Kein Sport.
Phase 2 – Aufbauphase (Woche 4–8):
Core-Training, Gleichgewichtsübungen, erste Ausdaueraktivitäten (z. B. Radfahren, Schwimmen).
→ Tennis: noch nicht
Phase 3 – Belastungsphase (Woche 8-12):
Kräftigung der Rumpfmuskulatur, funktionelles Training, erste sportspezifische Bewegungen (z. B. Schlagbewegungen ohne Ball).
→ Tennis: kontrolliertes Techniktraining ohne Wettkampf
Phase 4 – Return-to-Sport (ab Woche 12):
Volle Beweglichkeit, gute Rumpfstabilität und Schmerzfreiheit vorausgesetzt, kann nun der Wiedereinstieg ins Spiel erfolgen.
→ Tennis: langsam steigern – Einzeltraining, Ballmaschine, später Matchspiel
3. Welche Übungen sind sinnvoll?

Ein gezieltes Übungsprogramm ist entscheidend für eine nachhaltige Rückkehr zum Tennissport. Dabei stehen Rumpfstabilität, Beweglichkeit und Koordination im Vordergrund:
🧘♂️ Stabilisierende Übungen:
Plank (Unterarmstütz) – stärkt die tiefe Bauchmuskulatur
Bird Dog – trainiert die Rückenstrecker und das Gleichgewicht
Bridging (Beckenheben) – kräftigt Gesäß und hintere Kette
🧍 Mobilisation & Dehnung:
Knie-zur-Brust – entlastet die Lendenwirbel
Rotation im Liegen – mobilisiert die Wirbelsäule
Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskulatur (Hamstrings) – reduziert Zug auf den Rücken
🦵 Koordination & Beinachsenkontrolle:
Y-Balance-Übungen – verbessern Stabilität und Beinkontrolle
Einbeinstand auf instabilem Untergrund – wichtig für schnelle Richtungswechsel beim Tennis
4. Gelingt der Wiedereinstieg in den Tennissport wirklich?
Ja! Studien zeigen, dass über 80 % der Hobbyspieler nach einem Bandscheibenvorfall wieder erfolgreich in ihren Sport zurückkehren – meist innerhalb von 4 bis 6 Monaten, abhängig vom individuellen Verlauf und der Trainingsdisziplin.
Wichtig: Rückkehr zum Tennis nicht zu früh, sondern erst, wenn Stabilität, Kraft und Beweglichkeit wiederhergestellt sind. Andernfalls drohen Rückfälle. Wichtig ist auch die professionelle Begleitung durch Arzt und Physiotherapeuten.
Ein ehrgeiziger frühzeitiger Wiederbeginn kann zu einem Rezidivprolaps und/oder längerer Rehaphase führen.

5. Kann eine Bandscheibenoperation den Wiedereinstieg in den Tenniseinstieg beschleunigen?
Nein! Nur selten MUSS eine Operatio durchgeführt werden. Trotzdem glauben viele Patienten und, dass eine Operation den Widereinstieg in den Sport beschleunigt oder erleichtert. Eine Studie konnte zeigen, dass es keinen signifikanten Unterschied in der Zeitdauer bis zum Wiedereinstieg in den Sport gibt, zwischen operativer und konservativer Behandlung (Return-To-Sports Time).
6. Gibt es Supplements, die in der Rehaphase sinnvoll sind?
In der Rehaphase nach einem Bandscheibenvorfall können gezielt eingesetzte Nahrungsergänzungsmittel (Supplements) den Heilungsverlauf unterstützen – vor allem bei sportlich aktiven Menschen wie Tennisspielern, die eine rasche und belastbare Regeneration anstreben. Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend und können Rückenschmerzen lindern, Vitamin D ist essenziell für die Knochengesundheit und Muskelkraft, während Magnesium und B-Vitamine zur Nervenregeneration beitragen. Ergänzend fördern Kollagenhydrolysat, Glucosamin oder Chondroitinsulfat die Regeneration von Knorpel- und Bindegewebe – was gerade bei bestehenden degenerativen Veränderungen sinnvoll ist. Studien zeigen zudem, dass hochdosiertes Vitamin C in Kombination mit Alpha-Liponsäure antioxidativ wirkt und die Heilung bei chronischen Rückenschmerzen beschleunigen kann. Wichtig ist dabei: Supplements sind kein Ersatz für aktive Therapie – können aber als funktionelle Unterstützung in der Reha und im Wiederaufbau sinnvoll integriert werden, besonders bei intensiven Trainingsbelastungen im Tennis.
7. Schwellstromtherapie als Ergänzung

Der Musculus multifidus ist ein tiefer, wirbelsäulennaher Rückenmuskul, der eine zentrale Rolle für die segmentale Stabilität der Lendenwirbelsäule spielt. Gerade nach einem Bandscheibenvorfall ist dieser Muskel oft abgeschwächt oder reflektorisch gehemmt – was das Risiko für erneute Beschwerden erhöht. Studien zeigen, dass eine anhaltende Atrophie des Multifidus mit chronischen Rückenschmerzen und verminderter Belastbarkeit im Sport assoziiert ist. Hier kann der gezielte Einsatz von Schwellstrom (neuromuskuläre elektrische Stimulation, NMES) helfen, die Aktivierung dieses schwer zugänglichen Muskels zu fördern. Besonders in der frühen Rehaphase, wenn aktive Übungen schmerzbedingt noch eingeschränkt sind, bietet Schwellstrom eine Möglichkeit, den Multifidus gezielt zu trainieren. Für Tennisspieler bedeutet ein gut funktionierender Multifidus mehr Stabilität bei Rotationsbewegungen, ein besseres Gefühl für die Rumpfkontrolle und eine reduzierte Rückfallgefahr. In Kombination mit aktivem Core-Training trägt die Stimulation wesentlich zu einer erfolgreichen Rückkehr auf den Tennisplatz bei.

8. Was bedeutet „Prehab“ – und wie halte ich meinen Rücken langfristig fit?
„Prehab“ ist die Abkürzung für Präventions-Rehabilitation – also gezieltes Training, bevor es überhaupt zu Verletzungen kommt. Für Tennisspieler heißt das:
✅ Regelmäßiges Rumpfstabilisationstraining
✅ Ausgleichssport (z. B. Schwimmen, Yoga)
✅ Technikschulung, um Rückenbelastung zu reduzieren
✅ Bewusste Pausen & Erholung
Besonders wichtig: Bei bekannten degenerativen Veränderungen (wie einer Osteochondrose oder leichtem Bandscheibenverschleiß) kann gezieltes Prehab-Training helfen, Beschwerden vorzubeugen – oder den nächsten Bandscheibenvorfall zu verhindern.
🎾 Fazit
Tennis und ein gesunder Rücken müssen sich nicht ausschließen. Wer nach einem Bandscheibenvorfall gezielt an seiner Rumpfstabilität arbeitet, sich an den Rehaplan hält und seinen Wiedereinstieg gut und umsichtig plant, hat beste Chancen, wieder schmerzfrei auf dem Platz zu stehen – mit mehr Bewusstsein für Technik, Körperspannung und Balance als je zuvor.
Wenn Sie Fragen zu Rückenschmerzen beim Tennis haben oder ein individuelles Trainings- oder Rehaprogramm brauchen, helfen wir Ihnen im Rückenschmerzzentrum Wien-Speising gerne weiter.
Dr. Philipp Becker und das Team des Rückenschmerzzentrum Wien Speising
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Produkt und Dienstleistungen: Das Rückenschmerzzentrum Wien Speising ist Therapiezentrum für multimodale Schmerztherapie bei Rückenschmerzen
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